Es spricht nicht für unser kulturelles Niveau, wenn ein Autor Erfolg hat mit seinem Bekenntnis (anlässlich des 250. Geburtstags), Hölderlin nicht zu verstehen und deshalb nicht etwa sich selbst, sondern den Dichter gering zu schätzen. Man könnte auch von einem Skandal sprechen, und jedenfalls ist es der Anlass für diese Veranstaltung. - Gewiss, Hölderlin war ein Außenseiter, und für Martin Heidegger war er dies als die vielleicht bedeutendste Stimme gegen die Welt der Technik und die von ihr bestimmte Metaphysik. "Ungereimt" mochten seine Gedichte sein, eben weil er sich in den Begriffen und Wesensbestimmungen dieser Metaphysik nicht auszudrücken vermochte - so wie dies auch Heidegger nicht möglich war. Es ist unbedingt lohnend, dessen umfangsreiche Interpretationen einzelner Werke nachzulesen: als Zugang zu Hölderlin - dies bleibt zu fragen - jedenfalls aber als Zugang zu Heidegger, der hier eine Sprache findet. - Was Hölderlin und den für seinem Verständnis notwendigen geistigen Hintergrund betrifft, so gibt es andere Philosophien (Schellings und Hegels), die in großer persönlicher Nähe zum Dichter erwuchsen - und deshalb in dieser Veranstaltung mit gleicher Berechtigung zur Wahl gestellt werden sollen.